Training ist – mit Auflagen und bisher nur für die Senioren-Mannschaften – wieder möglich. Eine große Auslastung gibt es auf dem Elsesportplatz deshalb aber natürlich noch nicht. Das kommt Tim Weißwange, ehemaliger Spieler der Zweiten und III. Mannschaft bei RWK, zugute. Er ist aktuell Student an der Sporthochschule in Köln und nutzt den Elsesportplatz – ebenfalls unter Beachtung aller notwendigen Corona-Sicherheitsmaßnahmen – für ein Experiment im Rahmen seiner Bachelorarbeit.

Mund und Nase müssen für den Versuch für einige Zeit unter Wasser getaucht werden

„Mich interessiert die Rolle des Stresses im Fußball, insbesondere beim Elfmeter“, erzählt Tim. Das ist schließlich eine besondere Stresssituation – 1-gegen-1, der gesamte Druck auf den Schultern des Schützen. Oft geht es beim Elfmeter um viel. Man denke nur an das Viertelfinale zwischen Deutschland und Italien bei der EM 2016, dass erst mit dem neunten Schuss vom Punkt entschieden wurde. Doch wie gegen den Stress in diesen Situationen angehen? „In Zusammenarbeit mit meinem Bachelor-Betreuer Dr. Sylvain Laborde vom psychologischen Institut kam ich auf die Idee zu testen, ob sich die Stimulation des Tauch-Relfexes dazu eignet, den Stress zu reduzieren und somit die Elfmeterleistung zu verbessern“, so Tim. Vereinfacht formuliert: Es wird getestet, ob es den Stress mindert, wenn man seinen Kopf vor dem Schuss unter Wasser hält.

Das funktioniert so: Beim Experiment durchläuft jeder Teilnehmer zwei, exakt gleiche, Phasen. Insgesamt sind für den Versuch 40 Teilnehmer nötig. „Die III. Mannschaft ist mir dabei eine große Hilfe“, freut sich Tim. Für die Teilnehmer gibt es dann zunächst eine Vorbereitungsphase und anschließend eine Testphase. In der Vorbereitungsphase füllt die getestete Person Fragebögen aus, führt ein Warm-Up mit Lauf- und Dehnübungen durch und bekommt die Möglichkeit sich an die Situation, einen Elfmeter nach einem Tauchgang zu schießen, zu gewöhnen.

Während der gesamten Untersuchung sind an den Testschützen kleine Elektroden angeschlossen. Die messen die Herzfrequenz. So wird untersucht, ob das Wasserbad einen Einfluss auf den Stresslevel hat. „Auch minimale Ausschläge lassen sich später erkennen“, erklärt Tim.

Die Test-Phase beinhaltet das Schießen von zwei Elfmetern, die beide per Video und dem Herzfrequenz-Messgerät aufgezeichnet werden. Beim ersten Elfmeter wird das Gesicht vorher fünfmal für dreißig Sekunden in eine Schüssel mit Wasser gehalten, beim anderen nicht.

Bei Jan Arent scheint das Tauchbad erfolgreich gewesen zu sein

Die Leistung bei den Schüssen wird auf zwei Wegen ermittelt. Einerseits über die Präzision. Dafür ist das Tor, wie beim Torschuss-Training, in Zonen eingeteilt, die jeweils unterschiedliche Punkte geben. Logisch: Für einen Knaller in den Winkel gibt es mehr Punkte, als für einen Heber in die Tormitte. Für den zweiten Leistungs-Faktor rüstet sich Tim mit einer Radarpistole aus, „blitzt“ den Schuss und ermittelt so seine Geschwindigkeit.

Auch um die Corona-Sicherheitsmaßnahmen hat sich Tim Gedanken gemacht. „Es sind immer nur ich, als Versuchsleiter, und der Proband auf dem Platz. Zudem trage ich durchgehend einen Mundschutz“, berichtet er. Auch für die Probanden stehen Einmalhandschuhe und -mundschutze bereit. Den Sicherheitsabstand hat Tim auf drei Meter festgelegt. „Natürlich werden auch alle Testmaterialien regelmäßig desinfiziert“, ergänzt er.